SPD Kreisverband Zollernalb

 

Doro Moritz: „Kultusministerin trägt nichts zur Qualitätssteigerung im Bildungsbereich bei“

Veröffentlicht in Allgemein

17.02.2018: Doro Moritz, GEW, bei bildungspolitischer Veranstaltung 1

Bildungspolitik: SPD-Kreisverband Zollernalb im Gespräch mit GEW-Landesvorsitzenden

Auf Einladung des SPD-Kreisverbands Zollernalb war Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), vor kurzem nach Geislingen ins Bürger- und Vereinshaus Harmonie angereist, um über die Herausforderungen einer modernen Bildungspolitik zu sprechen und aufzuzeigen, was sich aus ihrer Sicht an unseren Schulen dringend ändern müsse. Ihre Ausführungen glichen einer kritischen Abrechnung mit der gegenwärtigen Bildungspolitik der Landesregierung. Vor allem Kultusministerin Susanne Eisenman (CDU) attestierte sie Versagen auf ganzer Linien – nicht nur wegen des Lehrermangels, der gegenwärtig an allen Stellen deutlich wird. Am Ende brauche es schlicht mehr Geld für gute Bildung, so Moritz. Dieses sei durchaus im Landeshauhalt vorhanden, werde aber bewusst nicht für Bildung eingesetzt.

Sehr erfreut zeigte sich zu Beginn der SPD-Kreisvorsitzende Alexander Maute in seinen einleitenden Worten darüber, dass es auf Drängen der SPD hin im Koalitionsvertrag auf Bundesebene das Thema Bildung einen hohen Stellenwert erfahre. Zwei Milliarden Euro würden in den Ausbau von Ganztagsschulen und der Ganztagsbetreuung investiert: „Damit verbessern wir die individuelle Förderung von Kindern und schaffen mehr Chancengleichheit“, so der SPD-Politiker. Den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Kinder im Grundschulalter festzuschreiben, sei zudem folgerichtig. Auch dass Bund und Länder künftig wieder enger zusammenarbeiten dürften -also die Aufhebung des Kooperationsverbots - sei ein wichtiger Baustein hin zu besserer Bildung: „Dabei geht es nicht darum, den Ländern Hoheitskompetenzen abzunehmen, sondern vielmehr die Möglichkeit geschaffen, dass der Bund in Schulen investieren kann“.

Finanzielle Mittel, die an den Schulen in Baden-Württemberg scheinbar dringend benötig werden: 1074 Lehrerstellen seien nach Aussage von Moritz im Schuljahr 2017/2018 gestrichen worden. Trotz der 570 zusätzlichen geschaffenen Stellen, die jedoch noch auf den Amtsvorgänger Andreas Stoch (SPD) zurückgingen, stünden im Saldo ca. 500 Stellen weniger als im vergangenen Jahr zur Verfügung. An Grundschulen vor allem konnten nur 1050 von 1580 Stellen besetzt werden. „Dieser Lehrermangel verhindert bildungspolitische Entwicklungen“, beurteilt die GEW-Landesvorsitzende diese Entwicklung. Das verstärkte Werben des Kultusministeriums um Gymnasiallehrkräfte zu gewinnen, die an Grundschulen unterrichten sollen, sei ein Armutszeugnis: „Einer Woche Seminar und 15 Tagen E-Learning scheint für Frau Eisenmann ausreichend zu sein, um Grundschüler zu unterrichten“. Diese Kollegen seien jedoch auch danach leider nicht in der Lage, Grundschülern das Lesen und Schreiben beizubringen.

Überhaupt schüre die CDU-Politikerin an den Grundschulen eine schlechte Stimmung: Bei der Lehrer-/Schüler-Relation belege Baden-Württemberg den 16. Platz der 16 Länder. Wegen der schlechten Unterrichtsversorgung, müssten Lehrer immer häufiger auf wichtige Fortbildungen verzichten, weil eine Vertretung ihrer Unterrichtsstunden nicht gewährleistet werde könne. Auch dass der Ganztagesausbau unter Finanzierungsvorbehalt stehe, kritisierte Moritz scharf. Die GEW unterstütze dagegen ausdrücklich die Entwicklung und den Ausbau qualitativ hochwertiger Ganztagesschulen. Hierfür brauche es aber qualifizierte Lehrkräfte, „und nicht schlechtbezahltes Aufsichtspersonal“, befand Moritz. Auch das Thema Inklusion, also den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung, fände lediglich auf dem Papier statt und würde von Kultusministerin Eisenmann „gegen die Wand gefahren“.

Die Ausstattung der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und der Inklusion mit Lehrkräften sei unzureichend. Auch die inhaltliche Umsteuerung im Schulsystem sei nicht ausreichend vollzogen. Die Digitalisierung sei nur verbal ein Vorzeige-Projekt der Landesregierung, denn die Schulen würden leider nicht viel davon merken. Auch der Informatik-Unterricht würde nur zögerlich umgesetzt: „Wir befinden uns noch fast in der Kreidezeit“, so die GEW-Landesvorsitzende. Dass die Gemeinschaftsschulen als wichtige Säule in der Bildungslandschaft Baden-Württembergs nicht die nötige Wertschätzung erfahren, sei schmerzlich: „Wir waren sehr froh, als die SPD die Gemeinschaftsschule auf den Weg gebracht hat“, erinnerte sich Moritz. Wichtig erschien es ihr mit einem Vorurteil aufzuräumen: „Es gibt keine Privilegierung der Gemeinschaftsschule“, so die GEW-Landesvorsitzende.

Individuelle Forderung und eigenverantwortliches Lernen, wie es mit großem Aufwand an den Gemeinschaftsschulen stattfinde, seien wichtige Aspekte für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die es nachhaltig zu unterstützen gelte. Fast schon resignierend stellte die GEW-Landesvorsitzende am Ende Ihrer Ausführungen fest, dass Susanne Eisenman nichts zur Qualitätssteigerung im Bildungsbereich beitrage: „Alles was ich sage scheint in den Augen der Kultusministerin unnötig zu sein“.

 

Abgeordnete

Robin Mesarosch | Bundestagskandidat im Wahlkreis 295 Zollernalb-Sigmaringen für die SPD | Balingen, Albstadt, Meßstetten, Haigerloch, Schömberg, Sigmaringen, Bad Saulgau

 

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