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Ist das Schulsystem noch zu retten?

Veröffentlicht am 12.09.2007 in Pressemitteilungen
Gut hundert Zuhörer im Konferenzbereich der Stadthalle – Klare Positionen

Offensichtlich hatte der SPD-Kreisverband mit dem Thema „Ist unser Schulsystem noch zu retten?“ für die Podiumsdiskussion in der Stadthalle einen Nerv getroffen. Über 100 Zuhörer kamen in den Konferenzbereich, um sich zu informieren und die Standpunkte der Diskutanten zu hören.


BALINGEN In seiner kurzen Begrüßung freute sich auch Landtagsabgeordneter Hans-Martin Haller über den regen Zuspruch zu dieser Veranstaltung des SPD-Kreisverbandes, des Ortsvereins Balingen und der Projektgruppe „Familie-Kindergarten-Schule“. Für die Projektgruppe gab Christiane Söll-Graf den Besucher einen knappen Überblick über die Entwicklung der Hauptschule in den vergangenen 40 Jahren, die Entwicklung der Schülerzahlen in der Zukunft und den Übergangszahlen in weiterführende Schulen.
Ob das dreigliedrige Schulsystem in Baden-Württemberg noch zu retten sei, angesichts der tiefgreifenden Veränderungen, diese Frage gab die Moderatorin und SPD-Kreisvorsitzende Angela Godawa an die Podiumsteilnehmer weiter.
Abteilungsdirektor Jochen Lottermoser, zuständig für die Grund-, Haupt-, Real-, und Sonderschulen am Regierungspräsidium Tübingen unterstrich, in Baden-Württemberg sei man mit dem jetzigen Schulsystem nicht schlecht aufgestellt und deshalb sei auch die Frage falsch. Die Realschulen hätten ein gutes Programm, die Gymnasien könnten auch international mithalten und die Förderschulen seien absolute Spitze. „Die Hauptschule hat in den vergangenen 15 Jahren unglaubliches geleistet“, so Lottermoser. Allerdings wollten die Eltern die Hauptschule für ihre Kinder nicht und die Landesregierung wolle eine Vermischung von Hauptschule und Realschule nicht. Insofern sei das Projekt des pädagogischen Assistenten gut, soll es doch die heterogenen Strukturen zusammenführen und ausgleichen, die Starken und die Schwachen zusammenführen und die eigenen Kompetenzen der Schüler entwickeln.
Dem hielt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Dr. Frank Mentrup entgegen, das Land dulde keine Modellprojekte der integrativen Schule, obwohl der derzeitige Zustand auf Grund der demographischen Entwicklung mit einem Schülerrückgang von bis zu 37 Prozent nicht zu halten ist. „Davon sind aber alle Schulen betroffen, angefangen bei der Grundschule“. Und es sei eine legitime Überlegung der Eltern für ihre Kinder eine bessere Bildung zu planen. „Vermehrt werden Kinder auf Privatschulen geschickt und das Land schaut bei dieser Entwicklung einfach nur zu“, verdeutlichte Mentrup. Und die Probleme setzten sich in den Realschulen und Gymnasien fort, mit zu großen Klassen und sozialen Problemen. Die vielen Schulstandorte bedeuteten einen häufigen Wechsel für die Kinder und damit Stress, ebenso wie die Sortierung bereits nach der vierten Grundschulklasse. „Wir fordern eine Förderung für alle, eine größere Breite, Chancen für alle. Niemand soll mehr wegen seiner sozialen Herkunft benachteiligt sein. Bildung muss auf pädagogischen Konzepten beruhen und alle sollen von allen profitieren“. Ziel sei es, das Kinder bis zu zehn Jahre gemeinsam unterrichtet werden. „Dazu brauchen wir aber die Initiative von unten und nicht die Verordnung von oben“, unterstrich Mentrup.
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, Rainer Neth, bestätigte, dass viele Auszubildende schlecht gefördert seien, es oft keine Unterstützung ihrer Fähigkeiten gebe. Nach der Analyse des Handwerks müsse länger zusammen gelernt werden. „Heutzutage geht es doch schon in der zweiten Grundschulklassen ab, wenn die Frage nach der Schulempfehlung gestellt wird“. Länger gemeinsam lernen helfe den „Spätzündern“, bilde die soziale Kompetenz aus, vermeide den Druck auf die Lehrer, eine Empfehlung aussprechen zu müssen. „Mit dem dreigliedrigen Schulsystem sind wir ein einsamer Haufen“. Jede andere Alternative würde auch zu einem besseren Einstieg in das duale Ausbildungssystem führen.
Bürgermeister Reinhold Schäfer erklärte, der Stadt Balingen liegen bereits die künftigen Zahlen vor , die allerdings erst einmal dem Gemeinderat auf einer Klausurtagung Ende September vorgelegt werden. Sie stellen die Basis für die künftigen Planungen dar. Es gelte neue Strukturen zu finden und Potentiale zu nutzen.
Lob zollte Klaus Flockerzie, Leiter der Grund-, Haupt- und Werkrealschule in Frommern und geschäftsführender Rektor der Balinger Schulen den Anstrengungen der Hauptschule in der Vergangenheit. Allerdings könne Schule nicht warten bis dem Kultusministerium der große Wurf gelänge, sondern es gelte die Möglichkeiten vor Ort zu nutzen. Dazu gehöre auch die Lehrerausbildung zu verbessern und auf eine reine Umetikettierung von Hauptschule und Realschule zu verzichten. „Dazuhin ist die Einstellung von pädagogischen Assistenten statt Lehrern grotesk“.
Die Eltern seien sehr wohl für eine gemeinsame sechsjährige Schulzeit, so Hans Bitzer, Vorsitzender des Gesamtelternbeirates, „aber die Eltern werden nicht gefragt, sie können nur reagieren“. Die nächsten Schritte sollten wohl überlegt und nicht vorschnell sein, was die Schließung von Schulen angehe. Das Albstädter Beispiel sei nicht zu empfehlen. Balingen sei hier auf einem guten Weg und der Verwaltung liege ein Antrag des Gesamtelternbeirates vor die Schulbezirke aufzulösen.
„Schule muss, leider Gottes, heutzutage das übernehmen, was in Elternhäusern nicht mehr funktioniere“, stellte Neth fest. Nach gut zwei Stunden des Meinungsaustausches auch mit den Zuhörern bedankte sich Helga Zimmermann-Fütterer, Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion und Balinger Ortsvereinsvorsitzende, bei den Gästen, den Teilnehmern und den Organisatoren für die aufschlussreiche und interessante Veranstaltung.



Über 100 Besucher waren in die Stadthalle zur Podiumsdiskussion des SPD-Kreisverbandes gekommen, um die Antworten auf die Frage „Ist unser Schulsystem noch zu retten?“ zu hören FOTO: PRIVAT

Abgeordnete

Robin Mesarosch | Bundestagskandidat im Wahlkreis 295 Zollernalb-Sigmaringen für die SPD | Balingen, Albstadt, Meßstetten, Haigerloch, Schömberg, Sigmaringen, Bad Saulgau

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